Geschichte der Selbstvertedigung

Geschichte des Karate - DO Tote wurde zum erstenmal öffentlich außerhalb von Okinawa im Mai 1922 auf der ersten Nationalen Sportausstellung in Tokyo aufgeführt. Diese Ausstellung stand unter der Schirmherrschaft des Erziehungsministeriums. Der Mann, der diese denkwürdige Vorstellung gab, war Meister Gichin Funakoshi, der damalige Vorsitzende der Okinawa Shobukai (Gesellschaft zur Förderung der Kampfkünste). Töte (auch einfach nur Te, das heißt Hand, genannt) war in Okinawa als eine Kunst der Selbstverteidigung seit Jahrhunderten bekannt. Aufgrund des Handels und anderer Beziehungen zwischen Okinawa und der Ming-Dynastie in China ist anzunehmen, daß es von chinesischen Kampfarten beeinflußt war; aber es gibt keine schriftlichen Zeugnisse über die genaue geschichtliche Entwicklung des Töte. Der Legende zufolge wurde Okinawa im Jahre 1429 unter dem König Shöhashi von Chüzan vereinigt. Später wurde in der Regierungszeit des Königs Shöshi eine Verordnung ausgegeben, die das Oben der Kampfkünste verbot. Es ist bekannt, daß die Satsuma-Familie aus Kagoshima, nachdem sie 1609 die Herrschaft über Okinawa gewann, ein Verbot gegen das Tragen von Waffen erließ. Dadurch wurde Töte zum letzten Mittel der Selbstverteidigung, das aber ebenfalls verboten war und im Geheimen geübt werden mußte. Für die Leute von Okinawa gab es keine andere Wahl, und sie machten es zu der tödlichen Kunst, die uns überliefert worden ist. Bis 1905 durfte nicht einmal die Familie eines Karateka wissen, daß er sich in dieser Kunst übte. 1905 nahmen dann zum ersten Mal die Grundschule in Shuri und die Erste Provinz-Mittelschule Karate als offizielles Fach in den Sport-Unterricht auf. Allerdings waren wohl die verheerenden Möglichkeiten des Karate bis zu einem bestimmten Grad bekannt, denn man belegte es mit Namen wie Reimyö Töte, »unerklärliches Karate«, oder Shimpi Töte, was »mysteriöses Karate« heißt. Man kann nicht leugnen, daß die Geheimhaltung den Charakter der Kunst erheblich beeinflußte. Töte wurde bekannt unter dem Namen Karate Jutsu. Von etwa 1929 an unternahm Gichin Funakoshi den revolutionären Schritt, sich für die Änderung des Namens in Karate-do (das heißt der Weg des Karate) einzusetzen. In Form und Inhalt wurde so Karate von den ursprünglichen Selbstverteidigungstechniken aus Okinawa in eine japanische Kampfkunst verwandelt. In den zwanziger und den frühen dreißiger Jahren gewann die Kunst der Selbstverteidigung immer größere Popularität in allen Teilen der Bevölkerung. Studenten zeigten den größten Enthusiasmus, aber es gab auch Rechtsanwälte, Künstler, Geschäftsleute, Judoka, Kendoka und viele andere. Dies war der Anfang des modernen Karate. Klubs wurden gegründet an der Keio-Universität, der Kaiserlichen Universität Tokyo, der Shöka-Universität, der Takushoku-Universität und der Waseda-Universität sowie an der Japanischen Medizinischen Hochschule und an anderen Schulen im Umkreis von Tokyo. 1930 entstanden gleichzeitig mit der Ankunft der Lehrer Mabuni und Miyagi aus Okinawa, Klubs an der Ritsumeikan- und an der Kansai-Universität in Osaka. Es war ein glücklicher Umstand, daß Karate auch Eingang in die intellektuelle Bevölkerungsschicht fand, denn dadurch verwandelte sich das wunderhafte, mysteriöse Karate in eine moderne, wissenschaftlich begründete Kampfkunst. Die Änderung des Namens war nicht einfach. Woche für Woche erschienen Artikel von alten Anhängern der Okinawa-Kampfkunst in der Okinawa-Times, die zu wissen verlangten, warum der Name geändert werden sollte. Funakoshi antwortete in seinem beredten Stil, und er verteidigte seine Position. Diese Debatte dauerte lange. Karate wurde zu einer festen Einrichtung durch das Erscheinen des Buches Kara^ te-do Kyöhan von Meister Funakoshi im Jahre 1935. Zwei Jahre später schlössen sich auch verschiedene Karate-Schulen auf Okinawa der »Japan Martial Arts As-sociation« an, und eine Abteilung dieser Association wurde auf Okinawa gegründet. Es war nicht Funakoshis einziges Ziel nur den Namen zu ändern. Es gab auch viele Begriffe, die nur auf Chinesisch oder im Dialekt von Okinawa ausgesprochen wurden. Für diese schuf er japanische Formulierungen, so daß seine Schüler sie besser verstehen konnten. Wo es bisher nur Kata gab, unterteilte er jetzt das Training in drei Bestndteile: Grundlagen, Kata und Kumite. Junge Schüler kamen zu Funakoshi und nahmen die Übungen in Kumite mit Begeisterung auf. Kumite entwickelte sich vom formellen Kampf, in dem alle Bewegungen vorher abgesprochen sind, zur praktischen jiyü ippon kumite, und schließlich zur jiyü Kumite, wo gewissermaßen alles erlaubt ist. Auf Okinawa wurde die Kata als hochentwickelte Kunst gepflegt. Nun aber begann die Weiterentwicklung der Kumite, und man kann sagen, daß sich ein ganz neuer Aspekt für Karate ergab. Man kann noch weiter gehen und behaupten, daß Karate heute beinahe den Punkt der höchsten Vollkommenheit erreicht hat. Das erste goldene Zeitalter des Karate, wie man es nannte, fand in den vierziger Jahren statt, als fast jede größere Universität in Japan ihren eigenen Karate-Klub hatte. Judo-, Kendo- und Karate-Experten sammelten sich in Gruppen und besuchten zwei- oder dreimal wöchentlich die Kasernen, wo sie ihre Künste vervollkommneten. Die Soldaten,.die Karate zum erstenmal sahen, waren sehr interessiert. 1952 kam von der Amerikanischen Luftwaffe eine Gruppe junger Offiziere und Unteroffiziere nach Japan, um Judo, Aikido und Karate-do zu lernen. Das Ziel war es, Lehrer heranzubilden. Während ihres dreimonatigen Aufenthaltes in Japan folgten sie einem harten Stundenplan mit intensivem Lernen und Trainieren. Von da ab kamen im Laufe der nächsten mehr als dutzend Jahre jedes Jahr zwei oder drei weitere Gruppen. Dieses Training wurde bekannt, und nach und nach kamen auch Gruppen aus anderen Ländern. Verschiedene Länder baten auch darum, daß man ihnen Lehrer schicken sollte, um dort Lehrer auszubilden. All das hat zur weltweiten Verbreitung des Karate beigetragen. Karate ist und bleibt eine Kunst der Selbstverteidigung und eine Art der körperlichen Ertüchtigung. Doch wie auch im Judo und Kendo führte die wachsende Verbreitung auch zu stärkerem Interesse an Wettkämpfen. Hauptsächlich der jungeren Karate-Enthusiasten wegen wurde im Oktober 1957 die erste »Gesamtjapanische Karate-do-Meisterschaft« abgehalten, die von der »Japan Karate Associa-tion« organisiert wurde. Einen Monat später hielt auch der Gesamtjapanische Studentische Karatebund eine Meisterschaft ab, zu der viele tausend Zuschauer kamen. Diese beiden Aufführungen waren epochemachend und führten zu noch größerem Interesse an der Kunst im ganzen Land. Solche Wettkämpfe werden jetzt Jahr für Jahr mit wachsendem Zulauf abgehalten, und ähnliche finden in vielen Ländern statt. Aber der Höhepunkt ist das »World Karate-do Championsphip Tournament«. Diese Meisterschaftskämpfe und die Verbreitung von Karate im Ausland sind die hauptsächlichen Neuentwicklungen des Karate seit dem zweiten Weltkrieg.

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